Patienten fragen Prof. Hamer

Zum Vortrag: Therapie epileptischer Anfälle bei Hirntumorpatienten

Wie kann ich erkennen, dass die Antikonvulsiva-Therapie richtig dosiert ist?

„Die richtige Dosis ist die, die anfallsfrei macht und keine oder kaum Nebenwirkungen mit sich bringt. An diese muss man sich eventuell schrittweise herantasten.“



Kann die Einnahme von Levetiracetam Wesensveränderungen bewirken?

„Unter Levetiracetam erleben 20-30% aller Menschen eine gesteigerte Impulsivität; es kann also passieren, dass man schneller aus der Haut fährt. Und das kann Beziehungen belasten und ein Grund sein, die Dosis zu verändern oder das Medikament zu wechseln. Andererseits sollte man wissen, dass Levetiracetam auch depressiv machen oder depressive Verstimmungen verstärken kann.“



Sollte man Medikamente gegen die Nebenwirkungen von Medikamenten einnehmen?

„Wenn man durch ein Medikament bestimmte Nebenwirkungen hat, sollte man es absetzen. Wenn es aber das einzige ist, welches Anfallsfreiheit gebracht hat, muss man die Wirkungen gegeneinander abwägen. Aber das zweite Medikament kann ebenfalls Nebenwirkungen verursachen oder die eigentlich beabsichtigte Wirkung verringern und man gerät in einen Kreislauf. Die Behandlung von Nebenwirkungen mittels weiterer Medikamente sollte also bis auf besondere Einzelfälle unterbleiben.“



Kann man Anfälle vorhersagen und gibt es eine Primärprophylaxe?

„Nicht jeder Tumor verursacht eine Epilepsie. Man kann eine solche nicht primär verhindern. Erst wenn ein Anfall auftritt, kann eine entsprechende Therapie beginnen. Mittels eines EEG kann man nicht vorhersagen, ob, wann oder warum Anfälle auftreten; man kann lediglich feststellen, dass eine Epilepsie vorliegt und wo sie ist. Wenn Sie keine Anfälle haben, müssen Sie keine Medikamente gegen eine Epilepsie nehmen.“



Kann Strahlentherapie eine Epilepsie hervorrufen?

„Dabei lässt sich nicht eindeutig zwischen dem Einfluss des Tumors einerseits und der Bestrahlung andererseits unterscheiden. Es ist nicht auszuschließen, dass eine Strahlentherapie zum Entstehen einer Epilepsie beiträgt, aber die tatsächliche Ursache kann nicht mit letzter Sicherheit bestimmt werden.“



Ist es möglich, dass ein epileptischer Anfall nicht durch den Tumor selbst, sondern durch die Tumoroperation hervorgerufen wird?

„Es ist möglich, dass ein akut symptomatischer Anfall im Zuge einer Operation oder eines Schädel-Hirn-Traumas einmalig auftritt. In der Regel treten solche akut symptomatischen Anfälle innerhalb der ersten Woche nach einem solchen Ereignis auf. Bei Tumoroperationen spielt es eine entscheidende Rolle, ob potentiell epileptogenes Gewebe verblieben ist. Wenn der Tumor in Gänze entfernt werden konnte und zudem keine Narben zurückbleiben, kann auf eine sich anschließende antikonvulsive Therapie eventuell verzichtet werden.“

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