Psychoonkologie

Psychoonkologische Therapie bei Hirntumorpatienten

Interview mit Diplom-Psychologin Annekatrein Menges-Beutel

Krebsberatungsstelle der Anneliese Pohl-Stiftung in Marburg

 

 

Was ist Psychoonkologie?

Krebserkrankungen stellen für die meisten Menschen, egal ob sie persönlich betroffen oder Angehörige sind, Lebenskrisen dar. Sie sind mit körperlichen und seelischen Belastungen verbunden und ziehen nicht selten nachteilige Veränderungen im familiären, sozialen und beruflichen Umfeld nach sich. Alles scheint in Frage gestellt und Verunsicherung, Ängste und Sorgen sind häufig die Folge.

 

Während mittlerweile bei einigen Tumorarten eine deutliche Verlängerung der Lebenszeit oder gar Heilung erreicht werden kann, ist gleichzeitig eine Zunahme chronischer Beeinträchtigungen festzustellen. Viele Betroffene müssen lernen, mit Einschränkungen durch Krankheit und Therapie zu leben.

 

Unter dem Begriff „Psychoonkologie“ oder „Psychosoziale Onkologie“ wird ein interdisziplinär orientierter Ansatz verstanden, der für Krebserkrankte und ihre Bezugspersonen psychosoziale Hilfen ermöglichen will. Die Psychoonkologie untersucht die verschiedenen psychosozialen Aspekte von Entstehung, Behandlung und Verlauf einer Krebserkrankung wissenschaftlich und setzt die entsprechenden Erkenntnisse in der Betreuung von Patienten und Angehörigen um.

 

Interdisziplinär ist die Psychosoziale Onkologie deshalb, weil die Zusammenarbeit verschiedener Fachgebiete wie Medizin, Psychologie, Neurologie, Soziologie und die Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen (Ärzte, Pflegepersonal, Psychologen, Sozialarbeiter, Kunsttherapeuten, Klinikseelsorger) sowie auch mit entsprechenden Selbsthilfegruppen, für eine optimale Unterstützung der Betroffenen notwendig ist.

 

Wichtige Inhalte der  Psychoonkologie sind Lebensqualität und Krankheitsverarbeitung. Die direkte psychoonkologische Arbeit hat die Aufgabe, Betroffene und ihre Angehörigen bei der Bewältigung einer Krebserkrankung zu unterstützen. Dazu gehören Informationen und Beratung zu sozialen Fragen wie zu Rehabilitation, Schwerbehinderung, Pflege, Rentenversicherung und Beruf.

 

Außerdem gibt sie psychologische Hilfen bei der Krankheitsverarbeitung und -bewältigung. Tatsächlich benötigen etwa 30% aller Krebsbetroffenen im Laufe ihrer Erkrankung psychoonkologische Unterstützung. Eine frühzeitige psychoonkologische Begleitung kann dazu verhelfen, dass aus der völlig angemessenen Belastungsreaktion auf eine Krebserkrankung keine psychische Erkrankung wird.

 

 

Wird auch der Angehörige vom Psychoonkologen betreut?

Wie bereits oben beschrieben, werden Patienten und Angehörige von Psychoonkologen betreut.

 

 

Wie ist die Arbeitsweise der Psychoonkologie?

Es gibt vielfältige Formen psychoonkologischer Unterstützung. Neben der Beratung zählen dazu unter anderem die supportive (unterstützende), psychotherapeutische und systemische Behandlung in Einzel- oder Gruppengesprächen und verschiedene Entspannungsverfahren sowie künstlerische Therapieformen. Ziel ist immer die emotionale Stabilisierung und die Stärkung und Förderung der Ressourcen der von Krebs betroffenen Menschen.

 

Ein wesentliches Anliegen von Psychoonkologie ist es, betroffene Menschen so zu unterstützen, dass sie sich nicht hilflos und ausgeliefert gegenüber der Krankheit und Behandlung fühlen, sondern dass sie durch Informationen und das Erlernen von Bewältigungsstrategien erfahren, dass sie selbst etwas tun können. Verschiedene Studien haben die Wirksamkeit psychoonkologischer Interventionen zur Verringerung von Angst, Verzweiflung und Stress nachgewiesen.

 

 

Entstehen Kosten für die Behandlung?

Da sich für die ambulante psychoonkologische Beratung weder die Krankenkassen noch die Rentenversicherungsträger zuständig sehen, kann eine solche Beratung nur durch Spenden und so genannte Drittmittel ermöglicht werden. Hinweise zur psychoonkologischen Betreuung erhalten Betroffene mit Hirntumor auch über das Sorgentelefon der Deutschen Hirntumorhilfe, das immer dienstags von 10 bis 15 Uhr unter 03437.999 68 67 erreichbar ist.

 

© Deutsche Hirntumorhilfe e.V.

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