Patienten fragen Dr. Jentschke / Prof. Dr. Dr. Hermann Faller

Zum Vortrag: Psychoonkologie - Hilfen für Betroffene

Welche Psychopharmaka sind bei Ängsten empfehlenswert?

Prof. Faller: „Bei Psychopharmaka zur Behandlung von Ängsten muss man vor allem die Zeitperspektive betrachten: Ist es nur eine kurzfristige oder eine über Wochen oder Monate andauernde Angst. Je nach dem muss man unterschiedliche Medikamente einsetzen. Kurzfristig, zum Beispiel vor einer MRT-Untersuchung oder im Vorfeld der Operation sind Medikamente aus der Klasse der Benzodiazepine sinnvoll, die man aber nicht länger als wenige Wochen nehmen sollte, weil sie ein Abhängigkeitspotential haben. Langfristig sollte man auf Medikamente aus der Klasse der
Antidepressiva zurückgreifen, der Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), die ursprünglich gegen Depression entwickelt worden sind, aber auch eine Wirkung gegen Angst zeigen.“



Kann es zu einer Zwangseinweisung in die Psychiatrie kommen, wenn im Zuge einer Depression Selbstmordabsichten ausgesprochen werden?

Prof. Faller: „Wenn jemand gegenüber dem Hausarzt oder einem Psychologen über Selbstmordabsichten spricht, wird sie oder er keineswegs sofort zwangseingewiesen, sondern es wird ein ausführliches Gespräch folgen, in dem diesen Gedanken auf den Grund gegangen wird. Eine Zwangseinweisung habe ich in meiner ganzen beruflichen Laufbahn noch nie erlebt. Krebspatienten sprechen häufig über Selbstmordgedanken; diese sind aber in der Regel nicht unmittelbar bedrohlich. […] Mein Rat ist, wenden Sie sich vertrauensvoll an Ihren Hausarzt, einen Psychologen oder Psychiater und sprechen Sie offen über Ihre Selbstmordgedanken; Sie werden Erleichterung und Entlastung finden. Sie müssen keine Angst vor einer Zwangseinweisung haben. Allein weil Sie Hilfe suchen, wird man nicht davon ausgehen, dass eine unmittelbare Gefahr der Selbstschädigung besteht.“



Werden die Kosten für eine psychoonkologische Behandlung von Angehörigen eines Patienten durch die Krankenkasse übernommen?

Prof. Faller: „Ja, wenn die Angehörigen psychisch so sehr beeinträchtigt sind, dass sie die Kriterien für eine Psychotherapie erfüllen. Diese Kriterien hängen nicht von der Tumorerkrankung selbst ab.“



Bekommt man auch psychoonkologische Unterstützung, wenn man „nur“ an einem Akustikusneurinom erkrankt ist?

Dr. Jentschke: „Patienten mit einem gutartigen Tumor wie dem Akustikusneurinom haben  immer auch die Möglichkeit und den Anspruch auf eine psychoonkologische Begleitung.“

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