News Details

ASCO-News

Die Jahrestagung (Annual Meeting) der American Society for Clinical Oncology (ASCO) ist einer der weltweit wichtigsten Krebskongresse. Anfang Juni diesen Jahres trafen sich mehr als 32.000 Experten aus allen Bereichen der Onkologie in Chicago, um sich während der fünftägigen Veranstaltung über neue Erkenntnisse aus der Forschung und aktuelle Ergebnisse von klinischen Studien zu verständigen. Auch aus dem Bereich der Neuroonkologie wurden  interessante Beiträge vorgestellt.

 

 

Ergebnisse klinischer Studien mit Peptid-Impfstoffen

 

DM Peereboom et al., J Clin Oncol 36, 2018 (suppl; abstr 2058)

 

SL-701 ist ein aus dendritischen Zellen und verschiedenen synthetischen Peptiden hergestelltes Zellvakzin, welches im Rahmen einer multizentrischen Phase-II Studie in den USA getestet wurde. In die Untersuchung wurden 74 Patienten mit einem Glioblastom-Rezidiv eingeschlossen. Alleine oder in Kombination mit dem Angiogenesehemmer Bevacizumab zeigten sich eine gute Verträglichkeit bei mehreren Patienten ein radiologisches Therapieansprechen Etwa 40% der Patienten überleben 12 Monate oder länger.

 

 

MS Ahluwalia et al., J Clin Oncol 36, 2018 (suppl; abstr 2041)

 

Bei dem speziellen Impfstoff handelt es sich um ein Peptidvakzin, das aus dem häufig in Glioblastomen nachweisbaren Protein Survinin hergestellt wird. In einer amerikanischen Studie wurde das Vakzin bei 64 Patienten mit neu diagnostiziertem Glioblastom in Kombination zur Strahlenchemotherapie getestet. Ausgehend vom Zeitpunkt der ersten Behandlung mit SurVaxM waren 63% der Patienten für mindestens 6 Monate ohne Tumorprogress, 71% überleben 12 Monate oder länger. Es traten keine auf die Vakzinierung zurückzuführenden schwerwiegenden Nebenwirkungen auf.

 

 

W Wick et al., J Clin Oncol 36, 2018 (suppl; abstr 2000)

 

GAPVAC-101 ist eine Immuntherapiestudie basierend auf personalisierten Vakzinierungen mit mehreren synthetischen Peptiden. In die an 6 europäischen Zentren durchgeführte Phase-I-Studie wurden 16 Patienten mit neu diagnostiziertem Glioblastom eingeschlossen. Die Vakzinierungen erfolgten begleitend zur adjuvanten Behandlung mit Temozolomid. Es zeigte sich im Allgemeinen eine gute Verträglichkeit. Die 15 Patienten, die mindestens eine Vakzinierung erhielten, hatten ausgehend vom Zeitpunkt der Diagnose eine mediane progressionsfreie Zeit von 14,2 Monaten und eine Überlebenszeit von 29 Monaten.

 

 

M Platten et al., J Clin Oncol 36, 2018 (suppl; abstr 2001)

 

Bei der NOA-16 handelt es sich um eine Immuntherapiestudie der Phase-I, an der sich 8 deutsche Zentren beteiligten. Eingeschlossen wurden 33 Patienten mit einem neu diagnostizierten Gliom WHO-Grad III oder IV und einer IDH1R132H-Mutation. Nach Abschluss der Radiochemotherapie erhielten die Patienten bis zu 8 mutationsspezifische Vakzinierungen begleitend zur adjuvanten Behandlung mit Temozolomid. 29 Patienten erhielten alle 8 geplanten Vakzinierungen. Bei 28 von 30 Patienten mit auswertbaren Daten zur Immunogenität war eine spezifische Immunantwort nachweisbar. Damit wurde das Studienziel erreicht.

 

 

Multikinasehemmer verbessert Outcome in der Rezidivtherapie

 

G. Lombardi et al., J Clin Oncol 36, 2018 (suppl; abstr 2047)

 

Eine multizentrische italienische Studie untersuchte in Phase-II den Multikinase-Hemmer Regorafenib. 119 Patienten mit Glioblastom-Rezidiv erhielten randomisiert entweder Regorafenib (59 Patienten) oder im Kontrollarm Lomustin (60 Patienten). Im Regorafenib-Arm war die progressionsfreie als auch die Überlebenszeit der Patienten signifikant verlängert. In dieser Gruppe überlebten etwa 40% der Patienten 12 Monate oder länger.

 

 

 

Potential bekannter Medikamente in der Therapie des Glioblastoms

 

S Maraka et al., J Clin Oncol 36, 2018 (suppl; abstr 2044)

 

Auf der Suche nach neuen Therapien zur Behandlung des Glioblastoms könnten auch bereits bekannte und für bestimmte (nicht-onkologische) Erkrankungen zugelassene Wirkstoffe in Frage kommen. In einer amerikanischen Phase-I-Studie wurden die Medikamente Memantin (Demenztherapie, Alzheimer), Mefloquin (Malariaprphylaxe) und Metformin (Diabetesbehandlung) in verschiedenen Kombinationen mit Temozolomid bei Patienten mit neu diagnostiziertem Glioblastom getestet. 85 Patienten, die nach Abschluss der Radiochemotherapie keinen Progress hatten, wurden in die 7 Therapiearme der Studie eingeschlossen. Primäres Ziel der Studie war die Bestimmung der maximal verträglichen Dosis der unterschiedlichen Kombinationen. Ausgehend vom Zeitpunkt des Einschlusses in die Studie betrug das mediane Überleben 21 Monate, 43% der Patienten lebten 2 Jahre oder länger.

 

 

Längeres Überleben durch stetig verbesserte Versorgung

 

SR Sheikh et al., J Clin Oncol 36, 2018 (suppl; abstr 2038)

 

Daten aus kleineren, nicht-randomisierten Studien werden oft mit historischen Kontrollen verglichen. Allerdings ist nicht klar, wie aussagekräftig diese Vergleiche angesichts fortschreitender Veränderungen in der Versorgung der Patienten sind. Im Rahmen einer großen Datenbankanalyse wurden über 92.000 Gliomerkrankungen in den USA im Zeitraum von 1973 bis 2014 ausgewertet. Es zeigte sich, dass seit 2005 die 2-Jahres-Überlebensrate und das mediane Überleben von Glioblastompatienten durchgängig zugenommen haben (letzteres mit einem jährlichen Anstieg von 0,3 Monaten pro Jahr). Dieser Trend sollte bei der Interpretation von Daten im Vergleich zu historischen Kontrollen berücksichtigt werden.

 

 

 

Prognostischer Wert der Kontrastmittelaufnahme

 

B Suchorska et al., J Clin Oncol 36, 2018 (suppl; abstr 2029)

 

Der Nachweis einer Kontrastmittelaufnahme gilt auch bei niedriggradigen Gliomen als prognostisch ungünstiger Faktor. Allerdings muss die Wertigkeit dieses Parameters im Kontext der inzwischen bekannten prognostisch relevanten molekularen Marker beurteilt werden. In eine retrospektive Analyse wurden 301 Gliome der WHO-Grade II und III einbezogen und nach einer IDH-Mutation sowie 1p/19q-Kodeletion stratifiziert. Bei IDH-Wildtyp-Tumoren zeigte sich kein Zusammenhang zwischen Kontrastmittelaufnahme in der präoperativen MRT und dem Überleben der Patienten. Dagegen war eine Kontrastmittelaufnahme bei IDH-mutierten Gliomen mit einer schlechteren Prognose verbunden.

 

 

Antikonvulsive Therapie kann Outcome verbessern

 

TJ Brown et al., J Clin Oncol 36, 2018 (suppl; abstr 2043)

 

Es gibt derzeit keine Hinweise, dass eine prophylaktische Behandlung mit Antikonvulsiva die Wahrscheinlichkeit für hirntumorbedingte Anfälle reduziert. Allerdings gibt es anhaltende Debatten darüber, ob Medikamente gegen Epilepsie einen begünstigenden Effekt auf das Überleben der Patienten haben könnten. Anhand einer umfassenden Datenbankanalyse sollte diese Hypothese überprüft werden. Es wurden Studien eingeschlossen, welche Angaben über das Überleben von Patienten mit primären oder metastasierten Hirntumoren und einer prophylaktischen Therapie mit Antikonkulsiva enthielten. Gemessen an der Überlebenswahrscheinlichkeit nach einem Jahr zeigte sich ein Vorteil der prophylaktischen Einnahme von Antikonvulsiva, wobei der Effekt hauptsächlich auf Valproinsäure zurückgeführt wird.

 

 

© 06.06.2018 bdr, Deutsche Hirntumorhilfe e.V. | www.hirntumorhilfe.de