Spenden-Geschichte

Mein bester Freund

Anett Y. setzt sich mit ihrer Spende für Hirntumorpatienten ein. Die Fotografin hat ihren engsten Freund an die Erkrankung verloren. „Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an ihn denke“ erzählt sie. Anett Y. hat Alexander eng begleitet. „Ich habe mich viele Jahre mit der Erkrankung beschäftigt, habe mit Ärzten gesprochen, Kongresse besucht. Mir ist bewusst geworden, wie immens teuer und aufwendig die Entwicklung neuer Medikamente und Operationsverfahren ist – aber auch, dass noch viel erreicht werden kann. Alexander hätte damals von den heutigen Kenntnissen profitiert. In seinem Namen engagiere ich mich für die Deutsche Hirntumorhilfe, damit Patienten besser geholfen werden kann.“

 

In Erinnerung an Alexander Wagner, meinen besten Freund

Am 25. November 2016 jährte sich Alexanders zehnter Todestag. Mein bester Freund wurde nur 27 Jahre alt. Er starb an einem A-Typischen Meningeom dritten Grades, ein extrem seltener Hirntumor, der bei jüngeren Patienten nahezu unbekannt ist. Mit 13 diagnostiziert, lebte Alexander viele Jahre mit der Erkrankung. Etwa 1.5 Jahre vor seinem Tod wurde aus der zunächst zwar wuchernden, aber gutartigen Geschwulst ein bösartiger Tumor. Ich erinnere mich noch genau an diesen Anruf, als Alexander mir mitteilte dass es jetzt Krebs sei. Es war einer der traurigsten Tage meines Lebens, ich wusste, dass ich meinen besten Freund verlieren würde. Ich wollte es nicht wahrhaben, verdrängte den Gedanken. Er erklärte mir die Röntgenaufnahmen: Der Tumor war nahezu inoperabel geworden. Jeder Eingriff barg erneut das Risiko, dass der Patient bleibende Schäden davonträgt. Ich war damals die erste Person, die er anrief. Ganze dreizehn Jahre älter als er, war ich für ihn wie seine große Schwester und er wie mein kleiner Bruder, den ich ewig beschützte. Für ihn musste und wollte ich stark sein, auch wenn er nur sehr selten zeigte, wenn es ihm schlecht ging. Dann legte er sich auf mein Bett und ruhte ein wenig, manchmal weinte er auch. Epileptische Anfälle waren an der Tagesordnung, er nahm sie hin. Er jammerte nie – dafür war keine Zeit. Er lebte einfach.

Er war wie ein Sonnenschein wenn er die Tür aufmachte und im Raum stand, immer gut gelaunt und lustig, er hat uns mitgerissen mit seiner Herzlichkeit, wir sind Hand in Hand durch die Welt gegangen, abends sind wir Arm in Arm eingeschlafen. Er hatte immer ein verschmitztes Lächeln auf seinem Gesicht, wenn er aufwachte. Oft hielten wir uns vor lauter Lachen die Bäuche. Der Tumor drückte auf sein Sprachzentrum, er redete manchmal sehr schnell und durchlebte heftige Gemütsschwankungen in kürzester Zeit. Wir, seine Freunde, fingen ihn auf. Seine Positivität war so ansteckend, dass sie sich auf uns übertrug. Alexander sprühte vor Zuversicht und Optimismus und steckte alle mit seiner Lebensfreude an. Ich hatte das Gefühl, dass er mir direkt in die Seele blicken könne. „Verdammt, dass ich immer mehr gehe!“ schrieb er in sein Tagebuch. Dabei kannte ich nie einen Menschen, der präsenter, intensiver lebte als Alexander, keinen, der mehr da war als er.

 

Aufgrund des aggressiven Tumorwachstums musste er schließlich alle paar Monate operiert werden, verbrachte Wochen und Monate in Krankenhäusern und Rehabilitationskliniken. Aber nach jeder Entlassung genoss er wieder seine Freiheit und sein Leben, selbst mit frischem Verband um den Kopf und geschwollenem Kortison-Gesicht tanzte er durch Berlin. Ärzte untersagten es ihm, Fahrrad zu fahren und zu fliegen – er tat beides, kostete das Leben aus. Gemeinsam reisten wir, erkundeten New York, streiften durch die Straßen. Er war neugierig, intelligent, schnell, sensibel. Die Leichtigkeit, die ihn umgab und mich die eigenen Sorgen vergessen ließ, inspiriert mich bis heute.

 

Im November 2006 feierten wir unser letztes gemeinsames Weihnachtsfest. Sein Zimmer im Hospiz hatte ich dekoriert. Er liebte die roten und violetten Sterne, die ich überall an die nüchternen weißen Wände geklebt hatte. Unser vorverlegtes Fest mit Weihnachtskuchen, Weihnachtssuppe und Geschenken werde ich nie vergessen. Noch vor Dezember starb Alexander.

 

Unsere zehn gemeinsamen Jahre waren die schönsten und intensivsten meines Lebens. Alexander ist ein Teil von mir geworden und gibt mir jeden Tag Kraft, Energie und Mut. Er zeigte mir jeden Tag aufs Neue, wie man auch mit den schwersten Hürden positiv durch das Leben gehen kann.

 

Anett Y.

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